Die Entstehung und das Fortschreiten einer Karies werden in vielerlei Hinsicht durch die schützenden Faktoren des Speichels beeinflusst. Je mehr Speichel vorhanden ist, desto besser kann sich seine Wirkung verbreiten.
Eine gute Speichel‘funktion‘ trägt bedeutend zu einer guten körpereigenen natürlichen Mundhygiene bei, die kariesvorbeugend wirkt. Wird – beispielsweise mittels Kaugummikauen – die Speichelbildung angeregt, sind die positiven Effekte des Speichels stärker ausgeprägt.
‚Schutzschicht‘ Speichel
Speichel wiederum enthält als wichtige Puffersubstanzen neben anorganischem Phosphat und Proteinen vor allem das Bicarbonat. Dieses schützt die Zähne vor Säureangriffen aus der Nahrung. Als besonders wirkungsvoll gilt zuckerfreies Kaugummi, weil entsprechenden Untersuchungen zufolge dessen neutralisierende Wirkung im Gegensatz zu zuckerhaltigem Kaugummi länger anhält. Bei einer Studie wurde herausgefunden, dass Kinder, die dreimal täglich in der Schule zuckerfreies Kaugummi kauten, deutlich weniger Kariesbefall aufwiesen als eine Kontrollgruppe, die ohne Kaugummi blieb (s. Kandelman und Gagnon / Oralprophylaxe 25 (2003), Der Einfluss von Kaugummi auf Speichelparameter). Prof. Dr. Dr. Lutz Stößer (Universität Jena) empfiehlt jungen Eltern regelmäßig zwei bis dreimal am Tag ein Zahnpflegekaugummi mit Xylit zu kauen. Dadurch wird nicht nur ihr eigenes Kariesrisiko gesenkt, sondern auch die Ansteckung ihrer Kinder mit dem Bakterium Streptokokkus mutans um das Fünffache verringert.
Zuckerfreie und zuckerhaltige Kaugummis zu unterscheiden ist nicht schwer. Man findet den Unterschied in den Inhaltsstoffen auf der Rückseite der Packung.
Das erste zuckerfreie Kaugummi wurde 1975 weltweit von der Firma Leaf auf den Markt gebracht, nachdem Anfang der siebziger Jahre die Bedeutung von des Zuckeraustauschstoffs Xylitol (s.u.) für die Zahnpflege in Finnland erkannt wurde.
Inhaltsstoffe
Kaugummi kann aus folgenden Stoffen bestehen:
- Kaumasse aus Kunststoff,
- 50-60 % Zucker,
- Füllstoffe wie Aluminiumoxid, Kieselsäure, Zellulose,
- Weichmacher,
- Feuchthaltemittel, Antioxidantien, Aromen, Säuren, Farbstoffe und Emulgatoren.
Zuckerfreie Kaugummis
Bei den zuckerfreien Kaugummis werden statt Zucker Zuckeraustauschstoffe verwendet (s.u.). Mehr als die Hälfte aller auf dem Markt angebotenen Kaugummis sind zuckerfrei. Im Prinzip können alle zuckerfreien Kaugummis als „Zahnputzunterstützungskaugummis“ angesehen werden.
Zuckeraustauschstoffe
Zuckeraustauschstoffe schmecken ähnlich wie Zucker, fördern aber keine Karies, da sie von den Mundbakterien schlecht oder nicht zu Säuren abgebaut werden können, sodass keine zahnschädigende Wirkung eintreten kann. Zuckeraustauschstoffe können die Zuckermasse 1:1 ersetzen und haben Kalorien. Ihre bekanntesten Vertreter sind: Sorbit, Xylit, Mannit, Maltit, Isomalt und Lactit.
Xylit
Xylit (auch Xylitol) ist der umgangssprachliche Name für ein Stereoisomer des Zuckeralkohols Pentanpentol. Der Zuckeraustauschstoff kommt in der Natur in vielen Früchten (z.B. Erdbeeren, Himbeeren) und Gemüsen (z.B. Blumenkohl) vor und wird zur wirtschaftlichen Nutzung aus Holz gewonnen. Mit der Bezeichnung (E 967) kann man es auf den Inhaltsstoffliste von Lebensmitteln erkennen.
Xylit hemmt die Entwicklung der Kariesbakterie Streptokokkus mutans, wodurch es zu einem reduzierten Kariesrisiko kommt. Aus diesem Grund ist besonders Xylit für die Herstellung von zuckerfreien Kaugummis interessant. Den größten Effekt haben Kaugummis, die zu 100 % mit Xylit gesüßt sind.
Wirkung auf den Organismus:
- Ein Kaugummi hält den Mund und Rachenraum feucht und sorgt für frischen Atem (z.B. wichtig für Menschen mit zu wenig Speichel/Mundgeruch),
- Durch Kaugummikauen wird ein Druck in den Ohren ausgeglichen (z.B. beim Fliegen/Tauchen),
- Kaugummikauen kann Stress abbauen.
Wirkung auf die Zähne:
Beim Kauen wird die Speichelproduktion angeregt, dadurch werden die Speisereste von den Zähnen entfernt und auch die Zahnzwischenräume durchspült,
Der vermehrte Speichelfluss unterstützt wird die natürliche Remineralisation der Zähne unterstützt und neutralisiert die von den Plaquebakterien aus Zucker produzierte Säure.
Nachteile
Zuckeraustauschstoffe können bei übermäßigem Verzehr zu Blähungen und Durchfall führen. Aus diesem Grund wird bei der Verwendung von Zuckeraustauschstoffen auf den Verpackungen der Hinweis ‚kann bei übermäßigem Konsum abführend wirken‘ aufgeführt. Die Unverträglichkeiten sind dabei dosisabhängig und von Person zu Person verschieden. Die meisten Erwachsenen vertragen etwa 30-50g Zuckeraustauschstoffe pro Tag, was etwa 1-2 Kaugummipäckchen entspricht.
Schlussfolgerung
Aus zahnärztlicher Sicht kann bei 5- bis 16-jährigen Kindern und Jugendlichen das Kauen eines zuckerfreien (polyolhaltigen) Kaugummis für 10 bis 20 Minuten nach den Mahlzeiten die Anzahl an neu entstandener Karies verringern. Es ist besonders dann zu empfehlen, wenn keine Zahnbürste zur Hand ist. Allerdings kann das Kauen eines Kaugummis das Zähneputzen nicht ersetzen.
Kaugummikauen kann als Bestandteil der Basismaßnahmen Karies vorbeugen. Es wird jedoch immer nur eine Unterstützung beim Zähneputzen (Basisprophylaxe) sein, um eine gute Mundhygiene zu erzielen.